Beim Wiederaufforsten von Regenwald ist es nicht damit getan, einen Setzling zu pflanzen und dann zu warten, bis er groß wird.
Erfahren Sie in diesem Artikel vor welchen Herausforderungen wir stehen, damit möglichst viele der von uns gepflanzten Patenbäume groß und stark werden.
1. Befreien von Unkraut und Schlingpflanzen
Dies ist gewiss eine der wichtigsten Aktivitäten. Aggressive Schlingpflanzen können junge Bäume derart bedrängen und herunterziehen, dass diese nicht mehr nach oben wachsen können und dann von Unkraut überwuchert werden. Im schlimmsten Fall erhalten sie dann zu wenig Sonnenlicht und sterben.
Unkraut oder sogar schnellwachsende kleine Bäume in direkter Nähe zum Baum können für eine Verknappung von Nährstoffen führen und das Baumwachstum verlangsamen.
Im Regenwald wächst Unkraut, speziell in der Regenzeit, sehr schnell.
Wir als seriöses Projekt, entfernen sowohl Schlingpflanzen, als auch Unkraut regelmäßig von Ihrem Patenbaum und zwar mehrere Male im Jahr bis zu einem Alter von etwa 5 Jahren.
Dann sind die Bäume stark genug, um für sich selbst zu sorgen.
Nach diesem Zeitpunkt hat sich die Vegetation meist durch Laubfall und Verschattung durch die Bäume selbst zum Positiven verändert.
2. Schattenregulation
In den Tropen kann die Sonne gnadenlos herunterbrennen. Darum ist Schatten, gerade bei jungen Bäumen, wichtig.
Im Allgemeinen gilt auch: Je größer die Bäume werden, desto wichtiger wird ausreichend Sonne für sie. Dies ist natürlich abhängig von der Baumart, denn einige bevorzugen schattige Standorte, andere lieben die Sonne. Fest steht: Im Vollschatten haben es die Bäume schwer und wachsen nur sehr langsam.
Wir unterstützen die Bäume je nach Bedarf. In der Trockenzeit lassen wir mehr Gestrüpp und „schnelle“ Schattenspender wie wilde Bananen stehen. In der Regenzeit wird beides entfernt.
Wenn die Bäume schon größer sind, entfernen wir hin und wieder auch Pionierbäume, um den natürlichen Wechsel zu beschleunigen.
Auf Abschnitten, die neu bepflanzt wurden und nach dem Brachliegen nicht ausreichend Schatten durch Pionierbäume haben, können wir durch das Pflanzen von wilden Bananen nachhelfen.
3. Gießen
Üblicherweise überstehen Bäume die Trockenzeit ohne Schaden. Wenn gleichwohl wie dieses Jahr die Trockenzeit sehr lange dauert, ohne dass Regen zu verzeichnen wäre, helfen wir auch gerne nach.
Hier ist zu unterscheiden zwischen dem üblichen „Blätterabwerfen“ in der Trockenzeit – vergleichbar zu unserem Herbst – und einem sich kräuseln der Blätter mit zeitgleicher Braunfärbung. Letzteres deutet auf Trockenstress hin und kann den Baum schädigen.
Wir kontrollieren regelmäßig unsere Pflanzungen und behalten das Wetter im Blick.
Ein Gießen größerer Bereiche kann per Handsprüher oder Rückenpumpe erfolgen, wobei die Flüssigkeit dann überwiegend über die Blätter aufgenommen wird.
Neben Wasser wird hier gleichzeitig der Pilz Trichoderma (siehe Infobox unten) versprüht.
Bei erkannten Trockenschäden gießen wir regelmäßig punktuell und manuell per Eimer.
Zudem
kann bei kleineren Pflanzen ein provisorischer Sonnenschutz mit
Bananenblättern gebaut werden. Bei größeren Bäumen lehnen wir einfach
eine abgeschlagene Bananenstaude an den Baum, so dass Sonne abgehalten
wird.
Der Pilz Trichoderma
Für den Menschen ungefährlich, fördert er die Wasseraufnahme in den
Wurzeln, stärkt die Abwehrkräfte des Baumes, bekämpft schädliche Pilze (Antagonist) und vernichtet Schädlinge.
Er kommt natürlicherweise im Regenwald vor. Auf degradierten Flächen und zur Stärkung der Bäume ist es sinnvoll, diesen Pilz zusätzlich auszubringen. Der Nutzen ist wissenschaftlich belegt.
Siehe auch: Wikipedia zu Trichoderma
4. Eingeklemmte Bäume befreien
Im tropischen Regenwald fallen alte Bäume um und können junge Bäume beschädigen oder unter sich begraben.
Sofern dies möglich und erfolgversprechend ist, helfen wir den jungen Bäumen, indem wir sie aus ihrer ungünstigen Lage befreien. Ganz generell ist es normal, dass Bäume im Wald sterben. Die entstehenden Lücken lassen mehr Sonnenlicht durch und helfen den direkt angrenzenden Bäumen beim Wachstum.
5. Ersetzen von zu schwachen Setzlingen
Fällt bei unseren Kontrollen ein vertrockneter oder zu schwacher Setzling auf, so ersetzen wir diesen in den ersten Jahren mit einem neuen.
6. Baumnummern sichern
Jeder Patenbaum hat eine individuelle Baumplakette mit seiner Nummer. Es lässt sich nicht vermeiden, dass diese Nummern abfallen oder verloren gehen.
Wir bemühen uns, bei jedem Freimachen, die Nummer so lokalisieren und zu sichern. Wenn sie nicht mehr am Stecken zu sehen ist, suchen wir diese auf dem Boden.
Derzeit stellen wir auf Markierungsstecken aus Guadua-Bambus um. Wir erhoffen und dadurch längere Haltbarkeit der Stecken und einen besseren Schutz der Baumnummern vor Verlust.
7. Wasserstauung erkennen und beseitigen
Gerade in der Regenzeit kommt so viel Wasser herunter, dass es in Senken zu Stauungen kommen kann.
Während es Bäume gibt, die Staunässe lieben, so zum Beispiel der dickbäuchige Kapokbaum, mögen andere Bäume dies überhaupt nicht.
Fallen uns Wasserstauungen bei unseren Kontrollen auf, so kümmern wir uns um deren Beseitigung.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn man ein ernsthaftes Wiederaufforstungsprojekt betreiben möchte und möglichst viele Bäume großziehen will, fallen diverse Wartungsarbeiten auf dem Grundstück an.
Sie wissen nun, welche dies sein können und haben ein Bild davon, was wir hier für Sie im Regenwald leisten.
Ja, das ist noch umfangreicher, als wenn man in Deutschland beispielsweise auf einer Weide erste Bäumchen anpflanzt. Es hört sich auch nach täglicher intensiver Arbeit vor Ort an!