Risikoanalyse Wiederaufforstung

Risikoevaluation unseres Wiederaufforstungsprojektes

Warum braucht Plantaciones Edelman eine Risikoevaluation für seine gepflanzten Bäume?

Jedes seriöse Wiederaufforstungsprojekt sollte eine Risikoevalution vornehmen. Auf diese Weise treten Risiken für die von uns in Costa Rica gepflanzten Bäume zu Tage. In der Folge können entsprechende Abhilfemaßnahmen durchgeführt werden.
Unterstützer unseres Projektes nutzen unsere Bäume zur Kompensation von entstandenen Umweltschäden durch Zerstörung von Naturräumen oder zur Abmilderung ihres CO2-Fußabdrucks.
Natürlich haben diese Unterstützer ein Interesse daran, dass die von uns gepflanzten Bäume möglichst lange die gewünschten Naturdienstleitungen erbringen. Seit Gründung des Projekts 2011 wurden bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt.
Durch die Formalisierung und das erneute Durchdenken der notwendigen Maßnahmen tragen wir nun zusätzlich mit dieser Analyse dem Transparenzgedanken Rechnung.

Wenn Sie einen schnellen Überblick der Risiken erhalten möchten, lesen Sie einfach die Zusammenfassung und schauen Sie sich die Bewertung der jeweiligen Risikokategorien an. Wenn Sie mehr Details erfahren möchten, lesen Sie bitte direkt anschließend weiter.

brotnussbaum mit Baumnummer
Verschenkter Baum mit Markierungsstecken und Baumnummer (Brotnussbaum)

Überblick der größten Risiken für die gepflanzten Bäume

1. Schutz der Aufforstung vor Tieren

Zusammenfassung

Speziell in jungen Jahren können Tiere Schaden an den wiederaufgeforsteten Bäumen anrichten.

Prinzipiell ist es normal, dass Insekten und kleine Säugetiere sich von Blättern, Früchten oder Wurzeln von Bäumen ernähren.

Schäden durch Kühe oder Schäden durch übermäßige Präsenz von Insekten möchten wir vermeiden.

Risiko des Eintritts: 3/5
Möglicher Schaden bei Eintritt: 1/5

Detailanalyse

1.1 Herausforderung

Die Blattschneideameise (atta sp.) kann für kleine Bäume eine Gefahr darstellen.

Symbolfoto: Ameise im costaricanischen Regenwald
Abhilfemaßnahme
  • Beobachtung der Wiederaufforstung. Kommt es zu übermäßigem Schaden durch die Ameise kann sie mit dem umweltfreundlichen Mitteln wie Omitox (auf Basis von Borsäure) kontrolliert werden.
  • Bei größeren Bäumen ist der Schaden in der Regel vom Baum selbst auszugleichen. Hier kann der Baum mit organischem Dünger gestärkt werden.
  • Es ist zudem bekannt, dass Ameisen der Gattung Azteca Gegenspieler der Blattschneideameisen sind. Azteca gehen mit Ameisenbäumen (Cecropia spp.) eine Symbiose ein, daher werden wir Ameisenbäume wo möglich in der Umgebung und auf Brachflächen erhalten.
  • Im aktuellen Aufforstungsbereich sind keine Schäden durch Blattschneideameisen bekannt.
  • In der Regel wechseln Blattschneideameisen den Futterbaum nach kurzer Zeit.
  • Blatschneideameisen bauen tief verschachtelte Gänge im Waldboden und können so durch eine verbesserte Ventilation der Erde die Fruchbarkeit eines Areals steigern, bringen also auch Vorteile.
1.2 Herausforderung

Kühe von benachbarten Gründstücken können Bäumchen zertrampeln oder fressen.

Kuh grast auf einer Weider in Costa Rica neben einer Aufforstung
Eine Kuh grast in Costa Rica neben einem Wiederaufforstungsgrundstück
Abhilfemaßnahme
  • Das Ausbüchsen einer Kuh wird vom verantwortlichen Kuhbauern schnell bemerkt und er wird diese umgehend suchen, um sie nicht zu verlieren.
  • Die Grundstücke sind mit Stacheldrahtzäunen großräumig abgegrenzt.
  • Zudem gibt es beim aktuellen Aufforstungsbereich nur einen angrenzenden Kuhbauern. Durch dazwischenliegende Grundstücke anderer Nachbarn ist eine Pufferfläche im Falle eines Kuhübertritts vorhanden.
1.3 Herausforderung

Insekten wie Mottenschildläuse (Bemisia tabaci) und Motten (Hypsipyla spp.) können bestimmte Baumarten befallen und schädigen.

Trieb eines Setzlings mit Insektenschaden
Ein spanischer Zedernbaum (Cedrela odorata) mit Schaden durch Insekten.
Abhilfemaßnahme
  • Der Schaden ist sehr eingeschränkt, da die überwiegend befallenen Bäume (Cedrela odorata, Carapa nicaraguensis) regelmäßig neue Triebe bilden.
  • Über eine Durchmischung der in jeder Reihe stehenden Bäume kann die Ausbreitung der Schädlinge zusätzlich vermindert werden.
  • Ausgewachsene Bäume sind hiervon üblicherweise nicht betroffen.
  • Auch Insekten wie Motten haben eine wichtige Rolle im Ökosystem Regenwald.

2. Schutz der ausgewachsenen Bäume vor illegalen Holzfällern

Zusammenfassung

Nicht vorhanden

Risiko des Eintritts: 1/5
Möglicher Schaden bei Eintritt: 4/5

Detailanalyse

2.1 Herausforderung

Das Holz der von uns gepflanzten Bäume ist im mittleren bis hohen Alter wertvoll. Es könnte zu Diebstahl durch illegale Holzfäller kommen.

Abhilfemaßnahme
  • Holzfällarbeiten sind nur in den Monaten Januar bis Ende April in der Trockenzeit möglich, da der Zugang über die Dienstbarkeit (auch Servitut) nicht befestigt ist.
  • Jeder Zugang über andere Wege ist mit hohen Aufwand verbunden, da unwegsam und somit unwahrscheinlich.
  • Die Grundstücksgrenzen sind klar markiert und werden regelmäßig freigehalten.
  • Am Ausgang der Dienstbarkeit sind einige Häuser, wo uns wohlgesonnene Personen wohnen und welche Eingriffe bemerken würden.
  • Für Holzfällarbeiten ist die Nutzung von schwerem Gerät und von LKW notwendig, die aufwändig beladen werden müssten.
  • Der schlechte Zugang ist hier also als Vorteil zu werten und insgesamt sind die Hürden als hoch zu bewerten.
  • Da wir ordentliche Grundstückstitel besitzen, müssen illegale Holzfäller mit einer Anzeige rechnen.
  • Strenge Vorschriften in Costa Rica: Es bedarf einer Erlaubnis mit mehrfachen Kontrollen, um Holz legal entnehmen zu dürfen.
Ein Stacheldrahtzaun genzt ein Grundstück mit gepflanzten Bäumen von der Straße ab und schützt so vor illegaler Holzentnahme.

3. Naturkatastrophen

Zusammenfassung

Die größten Gefahren im Bereich Naturkatastrophen gehen von Bränden aus.
Im Fall von Bränden wird ein bereits etablierter Wald (älter als 15 Jahre) möglicherweise auftretende Schäden gut kompensieren können. In die geschaffenen Lücken können bis dato beschattete überlebende Jungbäume, Neuaustriebe alter Bäume oder im Erdreich befindliche keimende Samen schnell vordringen.

Ein junger Pflanzbereich muss im Zweifelsfall neu bepflanzt werden.

Ausgedehnte Trockenheit rangiert an zweiter Stelle, bisher gibt es keine Anzeichen für eine Etabliertung selbiger im Projektbereich. Zehnjährige Temperaturaufzeichnungen deuten auf nur geringfügig erhöhte Temperaturen hin. Die Niederschläge sind stabil. Bei ausgedehnter Trockenheit können Jungbäume mit Rückenpumpen gegossen werden.

Sturmschäden bei älteren Bäumen können zu erwünschter ungerader Wuchsform führen, wodurch Asthöhlen und somit Unterschlupf für Tiere entsteht. Auch Totholz schafft Lebensraum für Tiere und nützliche Pilze wie Trichoderma.

Risiko des Eintritts: 3/5
Möglicher Schaden bei Eintritt: 3.5/5

Detailanalyse

3.1 Herausforderung

Erdrutsche durch fortwährenden extremen Regenfall können Bäumchen zerstören und eine Wiederbepflanzung unmöglich machen.

Abhilfemaßnahme
  • Genaue Beobachtung des Abflussverhaltens auf dem Grundstück, ggfs Schaffung von Abflussrinnen zur Entlastung.
  • In der Regenzeit keine komplette Entfernung des Wuchses in Risikobereichen, wenn Bäume unter 1,5m groß sind. Danach ist mit einer stabilisierenden Wirkung durch die gepflanzten Bäume zu rechnen.
  • Prinzipiell keine komplette Entfernung des Wuchses in Lagen mit starkem Gefälle. Stabilisierung durch spezielle Baumarten oder Büsche wird durchgeführt.
  • Eine Bepflanzung an leichten Hanglagen erfolgt von unten nach oben.
  • Es sind keine großen Flüsse direkt ans Projektgebiet angrenzend und das Projektgebiet wird auch von keinem Fluss durchkreuzt.
abflussrinne für Wasser im Regenwald
Um einen Pflanzbereich vor übermäßiger Nässe zu schützen, wurde im Februar 2021 eine Abflussrinne für Regen- und Stauwasser gegraben.
3.1 Herausforderung

Ausgedehnte Trockenzeit, in der Setzlinge oder Bäume vertrocknen

Abhilfemaßnahme
  • Im Projektgebiet kommt es auch in der jährlichen Trockenzeit weiterhin zu Niederschlägen sowohl durch Regen, als auch durch Tau.
  • In der Trockenzeit wird eine gewisse Menge an Unkraut bei jungen Bäumen stehen gelassen, da dies den Boden feucht hält und vor direkter Sonneneinstrahlung schützt.
  • Das Projektgebiet ist von natürlichen Regenablussrinnen durchzogen, wo sehr lange Feuchtigkeit gehalten wird.
  • Im Zweifelsfall kann mit Rückenpumpen erfrischendes Wasser zugeführt werden.
  • Im trockensten Monat fällt immer noch im Schnitt 40 mm Niederschlag, vergleichbar mit der Durchschnittsmenge im März in Deutschland.
Giessen von jungen Regenwaldbäumen
Einer unserer Mitarbeiter gießt mit einer Rückenpumpe die jungen Patenbäume mit Wasser.
3.2 Herausforderung

Erdbeben

Abhilfemaßnahme
  • Erdbeben kommen in Costa Rica regelmäßig vor. In den vergangenen 10 Jahren haben unsere Wiederaufforstungen diese unbeschadet überstanden.
  • Ein Schaden wäre nur bei jungen Bäumen in Kombination mit Erdrutschen wegen erhöhtem Regenfall in der gleichen Zeit oder Rissen in der Erde zu erwarten. Das Risiko ist gering.
3.3 Herausforderung

Wirbelstürme und Hurrikane

Abhilfemaßnahme
  • Wirbelstürme ziehen von der Karibik aus weiter nördlich über Mittelamerika.
    Von allen Hurrikanen, die zwischen 1850 und 2005 im Atlantik registriert wurden, gingen lediglich zwei über Costa Rica. Siehe Graphik.
  • Auch eine Statistik zur mittleren Zugbahn atlantischer Hurrikane im September sieht Costa Rica nicht mal im Bereich „möglicher“ Zugbahnen (niedrigeste von vier Stufen). Siehe Quelle.
  • Der letzte bekannte Hurrikan Otto, welche Costa Rica erreichte, richtete 2016 im Projektgebiet Schäden an. Während alte Bäume in der Umgebung umstürzten, gab es in unserer Wiederaufforstung so gut wie keinen Schaden.
  • Sturmschäden bei älteren Bäumen können zu erwünschter ungerader Wuchsform führen, wodurch Asthöhlen und somit Unterschlupf für Tiere entsteht. Auch Totholz schafft Lebensraum für Tiere und nützliche Pilze wie Trichoderma.
  • In die geschaffenen Lücken können bis dato beschattete überlebende Jungbäume, Neuaustriebe alter Bäume oder im Erdreich befindliche keimende Samen schnell vordringen.
Hurrikane, die zwischen 1850 und 2005 im Atlantik registriert wurden. Nur zwei trafen auf Costa Rica. Damit ist die Lage von Costa Rica als sicher zu bewerten in Bezug auf Wirbelstürme. (Quelle Foto: Wikipedia, gemeinfrei)
3.4 Herausforderung

Feuer: Die Gefahr durch Feuer entsteht hauptsächlich durch das in der Gegend übliche Abbrennen von zuvor abgeschlagenem Gestrüpp und Unterholz, um durch die anfallende Asche einen Düngeeffekt zu erzielen.

Abhilfemaßnahme
  • Zwei der angrenzenden Nachbarn praktizieren diese Art der Rodung gelegentlich. Die Gefahr ist zwar existent, allerdings überschaubar.
  • In der Gegend sind die kontrollierten Feuer stets im vorgesehenen Bereich geblieben in den letzten Jahrzehnten. Die jahrelange Praxis der Saatvorbereitung hat Einzug gehalten in den gemeinsamen Erfahrungsschatz der Nachbarn. Mit vorherigem Schaffen einer 3 Meter breiten Schutzschneise, in welcher kein Geäst liegen darf, ist ein Übertritt auf benachbartes Gelände schwerlich möglich.
  • Brandrodung von stehendem Wald ist in der Gegend nicht bekannt.
Grundstück in den Tropen mit geschlagenem Buschwerk und Feuer
Abbrennen von zuvor geschlagenem Buschwerk – links ist eine Schutzschneise sichtbar.

4. Organisatorisches

Zusammenfassung

Damit ein reibungsloser Betrieb stattfinden kann und eine größtmögliche Zahl an gesetzten Bäumen anwächst, sind umfassende Maßnahmen getroffen worden, um auch organisatorische Herausforderungen bereits jetzt abzusehen und deren Folgen abzufedern.

Risiko des Eintritts: 1/5
Möglicher Schaden bei Eintritt: 2/5

Detailanalyse

4.1 Herausforderung

Wiederaufforstungen müssen nachverfolgt werden. Die Überlebensraten der gepflanzten Bäume sind sonst sehr schlecht.

Abhilfemaßnahme
  • In unserem Projekt erhalten die Baumpaten in den ersten Lebensjahren des Baumes insgesamt 6 jährliche Fotos. Es erfolgt also durch uns und durch die Baumpaten ein Monitoring.
  • Wir können durch regelmäßiges Befreien von Unkraut und Schlingpflanzen sicherstellen, dass alle Patenbäume groß und stark werden.
  • Jeder Baum ist mit einer Nummer und einem Markierungsstecken markiert. Sollte an dieser Stelle ein Baum nicht anwachsen, ersetzen wir diese in den ersten Jahren.
Grundstück mit Geschenkbäumen wird freigemacht
3-jährige Geschenkbäume werden mit Machete freigemacht.
4.2 Herausforderung

Der Gründer oder ein wichtiger Mitarbeiter sterben.

Abhilfemaßnahme
  • Für unser Projekt existiert ein Notfallplan, so dass es auch bei Tod von Mitarbeitern weitergeführt werden kann. Das Projekt würde in so einem Fall an eine gemeinnützige Organisation, an eine staatliche Stelle oder Universität übergeben.
  • Bereits gepflanzte oder beauftragte Baumpflanzungen werden in jedem Fall abgeschlossen werden.

…zur Taufe, Hochzeit, Weihnachten oder Geburtstag.