Nachhaltigkeit

Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist das “Buzzword” der letzten Jahre.

Nur was bedeutet es eigentlich genau?

Im nachfolgenden Text werden Sie spielerisch Einblick in die Thematik bekommen und im Nu verstehen worum es geht.

Im Schlussbericht der Enquete-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft des Bundestages wurde Nachhaltigkeit wie folgt definiert:

Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise regeneriert werden kann.

Zu unterscheiden sind die drei Aspekte der Nachhaltigkeit: ökologische, ökonomische und soziale.

Die drei Aspekte gehen Hand in Hand und wird ein Bereich in der Praxis umgesetzt, kann dies bereits einen positiven Einfluss auf die zwei verbleibenden Bereiche haben.

Wir werden hier den 1. Punkt, die ökologischen Nachhaltigkeit behandeln. Ohne diesen Punkt sind alle anderen Punkte nicht oder nur schwer realisierbar.

Jeder Mensch braucht zum Überleben natürliche Ressourcen. Die wichtigsten sind Wasser, Luft und Nahrung. Aber auch andere Dinge entnehmen wir der Natur, um – berechtigter Weise – unser Leben angenehmer zu gestalten.

Mit jedem Eingriff in die Natur werden jedoch Mechanismen in Gang gesetzt, die die Funktion der Erde beeinträchtigen und ihr die Möglichkeit nehmen, uns langfristig mit den benötigten Ressourcen zu versorgen.

Werden zum Beispiel Böden versiegelt, so können sie nicht mehr ihrer Aufgabe als Wasserspeicher zur Dämpfung von Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht und zur Speisung von Quellen und Grundwasserreservoirs mit Trinkwasser nachkommen.

Schauen sie sich das unten eingebundene Video an, um einen schnellen Überblick zu bekommen.

Hier ein Video zum Thema bei Invidio.us

Nun möchten wir anhand eines anschaulichen Beispiels sehen, wie unsere Bedürfnisse die Natur beeinflussen. Dazu werden wir ein Hybridauto mit einem konventionellen vergleichen.

Für eine nachhaltige ökologische Bewertung von Dingen ist es immer notwendig den kompletten Produktionszyklus (von der Wiege bis zur Bahre) zu beachten und sich nicht nur auf Teilaspekte zu beschränken.

Man kann diesen Verbrauch von natürlichen Ressourcen anhand des so genannten MIPS Konzeptes messen. Das MIPS (Material Input Pro Serviceeinheit) Konzept wurde vom Wuppertal Institut für Umwelt entwickelt. Mittlerweile ist das Konzept zur Abschätzung von Umweltbelastung weltweit etabliert. Es besagt, dass der Ressourcenverbrauch stets im Verhältnis mit der Häufigkeit des Nutzens stehen muss. Wer also ein Tüte mehrfach verwendet, anstatt sie nach einmaliger Benutzung zu entsorgen, hat den Nutzen des verwendeten Materials erhöht.

Wir werden uns an diesem Konzept orientieren.

Kommen wir nun also zu unserem Beispiel.

Ist es sinnvoll, anstelle eines konventionellen Autos ein Auto mit Hybridmotor zu kaufen (etwa Toyota Prius oder Honda Insight)?

Schauen wir uns die Verteilung des Materialverbrauchs eines Mittelklassewagens während Produktion und Wartung sowie Betrieb an.

Während einer angenommenen Laufleistung von etwa 250 000 km macht der Spritverbauch nur 20% vom gesamten Materialverbrauch aus.

Sollte nun durch den Einsatz eines zusätzlichen Hybridmotors etwa 20% Sprit gespart werden können, so macht dies 5% des gesamten Materialinputs aus.

Wenn wir uns den Zusatzmotor dieser Fahrzeugtypen ansehen, so fällt auf, dass für dessen Produktion sehr viel ressourcenintensives Kupfer benötigt wird.

Das verbrauchte Kupfer für die Produktion eines Elektromotors liegt bei etwa 20kg, was bei dessen Produktion etwa 10 Tonnen Naturverbauch entspricht.

Demnach wird für ein Kilogramm Kupfer die Menge von 500 Kilogramm Natur verbraucht.

Weitere extrem materialintensive Rohstoffe sind übrigens Gold und Platin mit je etwa 550 000 Kilogramm Naturverbrauch pro Kilo Endprodukt. (http://www.factor10-institute.org/files/MIPS.pdf Seite 11 ff.)

So gut wie immer wird für die Herstellung eines Produktes der Natur ein Vielfaches des Eigengewichts des Endprodukts entnommen.

Im Durchschnitt schleppt jedes Kilogramm Industrieprodukt bei uns etwa 30 Kilogramm Natur mit. Das bedeutet, dass heute weniger als 10% der in der Natur bewegten Materialien letztlich in nutzbringende Industrieprodukte verwandelt werden.

(Quelle: Nutzen wir die Erde richtig?, 4. Auflage 2008, Friedrich Schmidt-Bleek, S.51)

Für unsere Hybridautos bedeutet dies also, dass die minimale Einsparung beim Benzinverbrauch wahrscheinlich komplett durch den Einsatz eines zusätzlichen kupferhaltigen Motors ausgeglichen wird und der Kauf eines Hybridautos mit Hinblick auf den Ressourcenverbrauch ein Nullsummenspiel bleibt.

4 Gedanken zu „Nachhaltigkeit“

  1. Man braucht gar nicht so weit wie bis nach Norilsk in Sibirien zu blicken. Vor 25 Jahren sah es im Chemiekombinat Bitterfeld/DDR oder in den Braunkohlerevieren der Lausitz und des Ruhrgebietes genauso aus. Heute sind diese Gebiete weitgehend im Sinne der Nachhaltigkeit saniert. Dies zeigt, dass es auch anders geht und ein Umdenken nie zu spät ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  2. Vielen DAnk! Das war eine umfassende Erklärung und hat mir sehr geholfen!!

    Von mir: Alles Gute fürs Wiederaufforstungsprojekt, Herr Tschuk!

  3. Der Beitrag is nicht mehr ganz neu. Es gab aber gerade einen guten Bericht speziell über Kupferabbau für die Automobilindustrie.
    Es werden zwei Beispiele genannt.
    In Peru wird der Kupfer abgebaut. In Brasilien das Eisenerz. Gerade in Brasilien wurde viel Regenwald abgeholzt dafür und mit Monokulturen des Eucalyptus ersetzt.
    Schaut euch den an!
    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2215170/Peru-umweltschaedlicher-Kupferabbau?bc=sts;suc#/beitrag/video/2211694/Das-M%C3%A4rchen-vom-umweltfreundlichen-Auto

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert