Und warum wird dort immer die gleiche Baumart dicht nebeneinander gepflanzt?
Bei einem Spaziergang durch deutsche Mittelgebirgswälder fallen dem aufmerksamen Beobachter manchmal zahlreiche eingegatterte kleinere Waldstücke auf. Schaut man genauer hin, bemerkt man eng gepflanzte Jungbäume neuer Baumarten, wie Esskastanie, Bergahorn, Elsbeere, Speierling u.a., denen man in der früheren Zeit nicht im Wald begegnet ist.
Was hat das zu bedeuten?
Die traditionelle Forstwirtschaft war auf Gewinnmaximierung durch Produktion von Nutzholz fixiert. Diese Kriterien erfüllte am besten die Fichte, die vor allem nach dem 2. Weltkrieg plantagenmäßig in Monokultur angepflanzt wurde. Der Bedarf an Bauholz und Brennholz war zu dieser Zeit des Wiederaufbaus besonders groß.
Die Fichte ist in Deutschland die häufigste Baumart mit 26% Anteil am Gesamtwald. Sie leidet aber besonders stark unter dem Klimawandel, der sich in höheren Jahrestemperaturen, geringerem Niederschlag und häufigeren Starkwindereignissen äussert. Die dadurch geschwächten und durch Windwurf entwurzelten Fichten sind ein idealer Nährboden für Borkenkäferkalamitäten, die letztlich ganze Wälder vernichten.
Die Beseitigung der Waldschäden setzt die Forstämter vor riesige logistische und finanzielle Probleme, der Wald in seiner bisherigen Form ist nicht mehr zu retten.
In deutschen Nationalparks sieht man die Sache gelassen. Dort gilt das Motto: „Natur Natur sein lassen“. Es besteht die Hoffnung, dass von selbst ein neuer Naturwald entsteht. Hier sei allerdings Geduld notwendig. Nur kann sich die Menschheit diese Geduld leisten?
In anderen Bereichen versucht man daher aktiv und unterstützend von der Fichtenmonokultur wegzukommen und einen artenreichen Mischwald mit hitze- und trockentoleranten Baumarten aufzubauen. Die Anfänge dieser Bemühungen sieht man in der Wiederaufforstung innerhalb der Gatter. Sie sind Keimzellen eines neuen, besser an den Klimawandel angepassten Waldes. Das Gatter schützt vor Wildverbiss, die enge Bepflanzung führt zu einem schnelleren Aufwuchs dem Licht entgegen infolge der gegenseitigen Konkurrenz. Hier würde man idealerweise zu einem späteren Zeitpunkt ausdünnen, um eine frühzeitige vollständige Entwicklung der Bäume zu ermöglichen.
Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Waldes
Die neuen verschiedenen Baumarten werden durch Samenverbreitung immer mehr Waldflächen erobern, sodass am Ende ein gegen negative abiotische und biotische Einflüsse stabilerer Mischwald der Zukunft entsteht. Der Wald verjüngt sich von selbst und bedarf keiner Neuanpflanzungen. Auch die Altersstruktur der Bäume im neuen Wald ist im Gegensatz zum traditionellen Forst sehr verschieden, was zur weiteren Stabilität gegen Stürme beiträgt.
Überlässt man die weitere Waldentwicklung der Natur, so wird sich mit den Jahren ein urwaldähnlicher stabiler Zustand einstellen, in dem Umwelteinflüsse nur noch geringe Schäden anrichten können.
Wir wünschen den deutschen Förstern viel Erfolg bei der Wiederaufforstung. Denn auch wenn die Wiederaufforstung in den Tropen schneller von statten geht, so versorgen die Wälder in Deutschland uns ebenfalls mit wichtigen Dienstleistungen.